Fachtagungen - Archiv 2017


13. Juli 2017

Thema

Systemische Methoden in der Sozialen Arbeit


Veranstaltungsort

Hochschule Niederrhein, Fachbereich Sozialwesen
Mönchengladbach, Richard-Wagner-Str. 101,
Raum S 201

Idee und Leitung: Dr. Iris Schubert

Organisation: Vorstand und Fachbereich Sozialwesen, unter Dekan Prof. Dr. Borg-Laufs

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Einführungsvortrag (Dr. Iris Schubert)
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Wilm Peter Möllmann: Das ConSenT-Modell des Entspannens
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alle Fotos der Fachtagung : © Reiner Schröder


Die kurzen Geschichten von Prof. Dr. Klaus Hansen haben es in sich :-)

Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Marc Auguste
Prof. Dr. Klaus Hansen mit anregenden Geschichten für Helfer*innen der Sozialen Arbeit :-)
Freudig gebanntes Publikum durch Sozialarbeiter&Zauberer Norbert Axnick (nicht im Bild)
Freudig gebanntes Publikum durch Sozialarbeiter&Zauberer Norbert Axnick (nicht im Bild)
Moderatorin Dr. Iris Schubert (re) übergibt das Wort an Prof. Möllmann (li)
Moderatorin Dr. Iris Schubert (re) übergibt das Wort an Prof. Möllmann (li)

ConSenT-Methode (EntspannungsBrücken und Sanfte Brille zur Eigeninduktion (1)

 

Zur Beschreibung des Verfahrens wird zuerst der Begriff EntspannungsBrücken erklärt und dann eine Untersuchung von Möllmann et al. (1996) in Auszügen dargestellt. Danach wird der Wirkmechanismus beispielhaft aus einem Patienten-Protokoll  wiedergegeben.

 

EntspannungsBrücken (2) & Sanfte Brille: Das Verfahren erreicht alle positiven Effekte herkömmlicher Entspannungsverfahren  (3) und zeigt insbesondere eine sofortige Wirksamkeit, d.h.:

- ohne jede vorherige (erfolgreiche) Entspannungserfahrung, in aktuellen Stress-, Konflikt und Krankheitssituationen, und mit deutlich wahrgenommen Veränderungen - mehr körperbezogen in Form von Verbesserungen (z.B. Schmerzreduktion) wie auch mehr psychisch in Form einer positiveren emotionalen Gestimmtheit, das Gefühl, mehr in Kontrolle zu haben.

 

1. Die Bestandteile der EntspannungsBrücken

Der allgemeine Teil des Verfahrens EntspannungsBrücken ... nimmt ausdrücklich Bezug auf die Entspannungsbrille, die „Sanfte Brille“- nicht zu verwechseln ist mit den auf Langstreckenflügen eingesetzten "Schlafmasken", da die beiden Namensanteile von „Schlafmaske“ der Sanften Brille nicht gerecht werden.

Um die Funktion und die Bedeutung der Kombination aus EntspannungsBrücken und Sanfte Brille zu verstehen, ist unbedingt eine Selbstanwendung notwendig. Hier gilt die praktische Erfahrung als unbedingte Voraussetzung, um das Verfahren in seiner Funktion, Anwendung und Wirkweise verstehen zu können. Das Kombinationsverfahren ist nicht allein theoretisch vermittelbar. Doch für ein Verständnis reicht ebenso wenig die praktische Anwendung allein. Für die fachliche Anwendung als Therapieverfahren müssen unbedingt psychophysiologische Grundkenntnisse vermittelt werden allein in den Bereichen Aufmerksamkeit, Wahrnehmung, Stress- und Entspannungsphysiologie, Trauma- und Systemische Therapie. Des Weiteren erforderlich sind zum Einen ausreichende und unter einer fachlichen Anleitung erworbene Selbsterfahrung mit dem Verfahren und zum anderen die Bearbeitung eigener Lebensthemen und Krisen, evt. auch Psychotraumata. Erst dann kann, schon aus ethischen Erwägungen, das Verfahren bei anderen Menschen zur Erarbeitung von deren „Themen“ eingesetzt und ihre Funktion und Bedeutung – auch vom Klientel - sofort verstanden werden.

Die Kombination von beidem, einer ohne Vorbehalte akzeptierten Sanften Brille und einer guten Entspannungsanleitung, wird im Sinne eines "Zweikomponentensystems" wirksam, in dem beide Komponenten für sich schon wirken, kombiniert jedoch viel stärker. Entspannung kommt auf diese Weise zustande

1.        schnell und „mühelos“

2.        ohne Training

3.        in Situationen und Umgebungen, die sich normalerweise mit Entspannung schlecht vertragen (Lärm, Betriebsamkeit etc.) – wozu leider übliche Krankenhaussituationen eben so wie  viele andere Situationen im Gesundheitssystem gehören.

Die Vorteile der EntspannungsBrücken ergeben sich aus der ausgesprochen schnellen und intensiven Wirksamkeit. Langwierige Einweisungen und Trainings entfallen, während eines 20tägigen Krankenhausaufenthaltes reicht zur Bearbeitung von akuten Belastungsthemen bzw. zur Verarbeitung von Krankheitsfolgen und ihren Auswirkungen (Stichwort Supportive Therapie) im Durchschnitt eine Sequenz von sieben Einzelsitzungen a’ 50 Minuten – optimal eingebettet in eine Anfangsintervention und ein Abschlussgespräch.

Diese Vorteile können natürlich nur dann als solche gesehen werden, wenn eine Loslösung vom Begriff Entspannung geschieht und der gewünschte Zustand (Wohlbefinden) als Therapieziel für die aktuelle und zukünftige Lebenssituation formuliert wird.

 

2. Theoretischer und konzeptioneller Hintergrund

... an erster Stelle zwischen Hypnose und anderen Entspannungsverfahren ... zwischen Medizin und Psychologie ... in Bezug auf eine Vielzahl von paramedizinischen Behandlungsmethoden unter Einschluß von realer Bewegung wie etwa in Gymnastik und Physiotherapie ... innerhalb der Medizin in Bezug auf Schulmedizin und Alternativmedizin ...

... auf einem recht pragmatischen Niveau zustande gekommen ... nicht nur nicht als Produkt theoretischer Forschung, sondern auch nicht als eines klinischer Praxis. Die Umgebung, in der sie entstanden sind, war die Lehre, die Arbeit mit Gruppen, die Beratung und Supervision im Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Niederrhein.  Die Sanfte Brille bekam eine Bedeutung in vielen "blinden" Sensibilisierungserfahrungen, in denen deutlich wurde, wie wichtig das Bedecken der Augen ist, um eine völlige Verschiebung der Aufmerksamkeit weg von ihnen zu erreichen. Aus dieser Arbeit entstand eine Tastausstellung, in der BesucherInnen oft davon sprachen, daß sie von der besonderen Konzentration ermüdet waren, zugleich aber davon, daß sie sich durch das Nichtsehen auf eigenartige Weise entspannt fühlten. Damit war ein Anfang gemacht, die Potentiale der Sanften Brille zu verstehen. Von da aus entwickelte sich ein Konzept "Bewußt Blind Sehen", das auf Bereicherung von Sinneserfahrungen und Kommunikation zielt und eine Grundlage der EntspannungsBrücken bildet. Dieses Konzept kann einen Beitrag leisten zu Gesundheitsinformation und -erziehung, insoweit sensible und emotionale Elemente angesprochen werden sollen, wobei Aktivitäten und Bewegung sich einbeziehen lassen. Nachdem deutlich war, daß die Sanfte Brille nicht einfach nur die Funktion hat, das Licht abzuschirmen, sondern daß sie eine Art Entspannungssuggestion impliziert mit ganz eigenen zentralen Wirkungen, ließ ihre Kombination mit expliziten Entspanungsinstruktionen ein echtes "Entspannungswerkzeug" entstehen. Dieses Werkzeug wurde auf vielerlei Weise entwickelt und erprobt, mit unterschiedlichen AnwenderInnen und Gruppen in einer großen Zahl von institutionellen  und situativen Zusammenhängen. Erst nachdem die Wirksamkeit der EntspannungsBrücken ganz klar gesichert war, kam der Gedanke auf, dieses Werkzeug in der Medizin und im Gesundheitssystem anzuwenden.

ConSenT-Methode ... mehr als 5000 Anwendungsfälle ... nicht überwiegend in klinischem Kontext zustande gekommen ...

Von Anfang an wurde deutlich,daß die Nutzung der Komponenten der EntspannungsBrücken  Entspannung recht zuverlässig und regelmäßig in der Weise herbeiführt, wie Entspannungswirkungen üblicherweise berichtet werden, also Wärme und Schwere wie auch überhaupt das Gefühl von Entspannung, das eine sehr wichtige Rolle für die Wirksamkeit von Entspannung spielt. Beobachtungen von Haltung und Atmung weisen in die selbe Richtung, so daß die Entspannungswirkung als evident angesehen werden kann.- Nachdem die positiven Wirkungen von Entspannung in vielen medizinischen Behandlungen für unterschiedliche Entspannungsmethoden gut gesichert sind, scheint aller Anlaß zu bestehen, diese auch für die EntspannungsBrücken anzunehmen. Als Entspannungskonzept passen die EntspannungsBrücken gut zur "Entspannungsreaktion" (Relaxation Response) nach BENSON. Ein Programm hat danach fünf Schritte:

1. ruhig in einer bequemen Haltung zu sitzen.

2. die Augen zu schließen,

3. die Muskeln zu entspannen,

4. zu atmen (den Atem zu spüren) und ein Wort zu wiederholen,

5. dies zehn bis zwanzig Minuten beizuhalten.

Bei den EntspannungsBrücken wird der zweite Schritt ersichtlich durch die sanfte Brille intensiviert. Die Schritte drei bis fünf werden instruiert und kontrolliert über die Cassette, wobei die Stimme auf der Cassette das monoton wiederholte Wort ersetzt.  Schritt eins , das Sitzen, ist nicht einmal nötig - auch Stehen ist möglich.

Die EntspannungsBrücken werden hier unter dem Thema "Eigeninduktion von Hypnose" dargestellt. Was sie gemeinsam mit der Hypnose haben, ist einmal der unmittelbare Effekt, den sie üblicherweise haben, ohne daß ein Anleiter persönlich anwesend sein muß. Andererseits gibt es Spielraum für unterschiedliche Instruktionen über bloße Entspannung hinaus, wovon spezielle Kassetten Gebrauch machen , die aber auch im Rahmen persönlicher Anleitung gegeben werden können.

Unveröffentlichte Untersuchungen an der Universität Witten Herdecke in Zusammenarbeit mit Professor Dr.BERLIN zeigen neurophysiologische Phänomene im Brain-mapping, die mit einer konventionell induzierten Hypnose vergleichbar sind. Es überrascht nicht, daß die Parallelen vor allem bezüglich der Alpha-Wellen auftreten, die besonders schnell auf das Schließen der Augen reagieren. Dies könnte andererseits die Bedeutung der Sanften Brille erklären helfen.

Die genauen neurophysiologischen Unterschiede bedürfen noch der Klärung. Die deutliche Rechtsverschiebung der Gehirnaktivität im Brain-mapping zeigt das Vorhandensein eines "Zwischenzustandes der Vigilanz", der oft bemerkenswert schnell zustande kommt. In jedem Fall hat der Entspannungseffekt sich auf dieser Ebene bewiesen, und das scheint in diesem Zusammenhang der wichtigste Punkt, wo über die EntspannungsBrücken als Werkzeug geprochen werden soll. Auf psychologischer Ebene ist ein großer Unterschied die Unabhängigkeit von einem Hypnotiseur, die durch die Nutzung der Kassette möglich ist, worauf sich die "Eigeninduktionen" des Hypnose- oder Entspannungszustandes bezieht: Auch wenn wahrscheinlich immer Phantasien oder Projektionen hinsichtlich der gehörten Stimme entstehen können, handelt es sich nicht um eine Person, die im Moment da ist und Einfluß ausübt. Darüber hinaus läßt die sanfte Brille die Aufmerksamkeit sofort sich zu somatischen wie auch psychischen Prozessen in der eigenen Person verschieben, was manchmal heißt, daß man/frau überhaupt erst merkt, wie schlecht man/frau sich fühlt. Daraus erwächst ein Eindruck von Autonomie, der offenbar zunehmende Bedeutung in der Theorie und Praxis der Hypnose bekommt (man vergleiche die ERICKSON - Schule), aus dem heraus Instruktionen bewertet werden hinsichtlich ihres Inhaltes und ihrer Wirkung. Dies trifft auch zu auf den Fall, daß Instruktionen persönlich  dargeboten werden, wobei deutlich sein sollte, daß die Instruktionen der EntspannungsBrücken keine klassischen Hypnoseinstruktionen sind, sondern auf Sensibilisierung zielen, darauf,"zu fühlen,wie man sich fühlt".

Von diesem Punkt aus ist es möglich, Instruktionen zu benutzen, die gerichtet sind auf

-einzelne Körperteile und -prozesse, die damit auf die bekannten Weisen beeinflußt  werden können über hilfreiche Wahrnehmungen, Visualisierungen usw.: so auf den speziellen Kassetten für Rückenschmerzen, Migräne und Zähneknirschen,

-auf kognitive und emotionale Prozesse einschließlich des Erlebens von Bildern und Mentalen Trainings, was wichtig ist zum Beispiel hinsichtlich der Einflußnahme auf Ängste, auf Leistungsverhalten, Problemlösen und dergleichen .

Eine zu stellende Frage, auf die bisher keine klare Antwort gegeben werden kann, ist, wie weit der Einsatz der Sanften Brille für sich zu einem besonderen Bewußtseinszustand oder einer besonderen Art Vigilanz führt, der sich auf Basis bisher gemachter Beobachtungen "Entspannte Konzentration" nennen ließe. Die Möglichkeiten "entspannten" Sprechens, Bewegens und Handelns, die sich leicht mit Entspannung im üblichen Sinne verbinden lassen, könnten darauf hin deuten.

 

3. Empirische und praktische Ergebnisse

Es sollte nochmals betont werden, daß die EntspannungsBrücken bisher kaum Ergebnisse hervorbringen,die nicht auch durch andere Methoden herbeigeführt werden können: Was mit anderen Methoden herbeigeführt werden kann, kann dies mit den EntspannungsBrücken schneller, leichter und spontaner werden, wobei die Entspannung das mindeste Ergebnis ist, und sie kann normalerweise herbeigeführt werden in der aktuellen und akuten Situation. Gerade dies sollte sie in vielen medizinischen Feldern und Situationen interessant machen.

 

 

Diplomarbeit WALCHENSTEINER-STEVES 1990:

a) Qualitative Interviews mit sieben Personen zwischen neunzehn und siebenundvierzig,die die EntspannungsBrücken kürzer oder länger benutzt hatten. Eine Person war aus prinzipiellen Gründen (Autogenes Training!) dagegen eingestellt:  kein Erfolg. Sechs Personen konnten entspannen und wollten mit der Methode weiterarbeiten, möglicherweise auch nur soweit, wie sie die Entspannung nötig hätten. Vier Personen betonten speziell die Wichtigkeit mit der Brille, mit der allein ihnen zeitweise das Entspannen schon möglich sei.

b) In zehn Fällen wurden Fragebögen in einer gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung eines örtlichen Krankenhauses zurückgeschickt, wo die EntspannungsBrücken inzwischen seit vier Jahren mehr als tausend Patienten auf der Basis von zwei Terminen in der Woche angeboten worden sind.- Von hundert beobachteten Fällen mit aktueller Anleitung der Entspannung wurde nur zweimal die Brille negativ bewertet.- Weitere Ergebnisse wurden in die folgende Diplomarbeit einbezogen, für die eine Untersuchung im selben Krankenhaus mit derselben Methode durchgeführt wurde.

 

Diplomarbeit VAN DINTHER 1993, mit Einbeziehung der oben genannten Ergebnisse:           

43 Frauen, Alter 21 bis 61 Jahre, Mittelwert 34,8 Jahre, im Krankenhaus mit unterschiedlicher Diagnose, von denen 18 im Zeitpunkt des Entspannungsangebotes Unannehmlichkeiten oder Schmerzen verspürten. 11 hatten AT-Erfahrung, 6 Erfahrungen mit anderen Methoden, ohne signifikante Auswirkungen auf die Wirksamkeit der EntspannungsBrücken. 36 der Patientinnen werteten die Gruppensituation positiv.

24 berichteten "völlige Entspannung",sechzehn teilweise Entspannung. Eine Patientin, die Yoga praktizierte, hatte Schwierigkeiten mit der abweichenden Methode. 36 berichteten ein verändertes Körpergefühl, 3 von ihnen Schmerzreduzierung, während 31 sich "erholt", "leichter","wacher","ruhiger" oder sonst angenehmer fühlten. 25 Patientinnen hatten den Eindruck,daß sie in der Tat ihr Körpergefühl aktiv beeinflußt hatten.- Aufgrund der kleinen Anzahlen wurde keine statistische Analyse höherer Ordnung durchgeführt.

 

Persönliche Aufzeichnungen von 55 Teilnehmern von zwei Kursen, in denen die EntspannungsBrücken vermittelt wurden. ...

Diese legen nahe, daß nur ein einzelner Teilnehmer der jeweiligen Veranstaltung berichtete, daß er nicht imstande war zu entspannen, während jeweils über die Hälfte ausdrücklich betonte,daß sie entspannt hatte, sogar eine Reihe von Teilnehmern, die die ungünstigen äußeren Bedingungen hervorhoben. Von 47 Fällen, in denen von den TeilnehmerInnen einer Person außerhalb des Kurses Entspannung vermittelt werden sollte, waren 44 offenbar erfolgreich, und dies oft entgegen den Erwartungen der TeilnehmerInnen aufgrund der Fehler und Probleme, die in den Protokollen ausführlich dargestellt wurden.

Möglicherweise wurde nach der Entwicklung der EntspannungsBrücken zu einfach erwartet, daß sie ihren Platz in der Medizin finden würden, nachdem

–         die Potentiale von Entspannung bekannt und dokumentiert sind,

–          Entspannung mit den EntspannungsBrücken so einfach zu erreichen ist.

Aus diesem Grunde wurde anfänglich keine akute Notwendigkeit klinischer Studien gesehen. Statt dessen fanden Demonstrationen und exemplarische Anwendungen der EntspannungsBrücken statt in verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens zwar in größerer Zahl, aber ohne die gründliche Dokumentation, die eigentlich angebracht gewesen wäre, da das Problem nicht darin gesehen wurde, ob die EntspannungsBrücken wirksam sind als darin, wie sie anzuwenden wären. Ohne eine eigene klinische Abteilung und ohne eine starke wirtschaftliche Unterstützung war und ist es schwierig, klinische Studien zu verwirklichen, obwohl einige inzwischen vorbereitet wurden.

Trotzdem konnten viele Anwendungsfälle über kürzere oder längere Zeit hin beobachtet und begleitet werden, wobei einige regelmäßige Abläufe auftraten, die eine zunehmende methodische Verfeinerung ermöglichten. Eine Vielzahl von Behandlungssituationen entstanden, sei es in Zusammenhang mit Beratung, mit Entspannungskursen mit unterschiedlichen Anleitern oder nach persönlicher Nachfrage von Leuten, die Informationen über die EntspannungsBrücken bekommen hatten. Die spektakulärsten Resultate bezogen sich auf Schmerzreduktion – wie dies auch bei anderen Entspannungsmethoden ist, wenn sie effektiv sind –, auf Schlafstörungen und auf Situationen in Gynäkologie und Geburtshilfe.

Wie oben erwähnt, ist die Methode in der Gynäkologisch-geburtshilflichen  Abteilung eines örtlichen Krankenhauses eingeführt, wo sie Patientinnen seit vier Jahren auf freiwilliger Basis vermittelt wird. Dies wird von den Patientinnen sehr gewürdigt, wobei die Methode sogar mehr von Krankenschwestern als von Ärzten empfohlen wird. Der Einsatz von EntspannungsBrücken zur richtigen Zeit wirkt erleichternd in der Geburtshilfe, erübrigt manchmal sogar Kaiserschnitte.- In einem anderen Krankenhaus in der Nähe werden die EntspannungsBrücken in der Chirurgie regelmäßig angewendet.

Wie überzeugend die Methode selbst und viele ihrer Ergebnisse auch sei, bleibt ihre Einbeziehung in die Alltagspraxis allenthalben ein schwieriger Punkt. Darin teilt sie das Schicksal der Hypnose trotz der vergleichsweisen Einfachheit ihrer Anwendung, auch wenn man immer noch auf bessere Perspektiven hoffen kann. Hohe Wirksamkeit zusammen mit niedrigen Kosten und Aufwand für die Anwendung sollten es fast nicht mehr rechtfertigen lassen, die Potentiale davon nicht zu nutzen, vor allem in Zeiten knappen Geldes – Zeiten, die sich wohl für die Behandlung der Mehrzahl der Patienten nicht mehr ändern werden.

Zugleich ist Zeit im Gesundheitssystem knapp, was diejenigen, die darin arbeiten, abhält, andere als die Routinewege zu nutzen, zumal oft auch nur diese von den Krankenkassen und -versicherungen honoriert werden. Des weiteren betrachten viele Ärzte Entspannung überhaupt nicht als ihre Angelegenheit, wie vielversprechend sie auch sei dafür, von vielen Routineaktivitäten entlastet zu werden, die gerade davon herrühren können, daß PatientInnen sich einfach nicht wohlfühlen, was durch Entspannung schnell zu ändern wäre. Dies betrifft vor allem Allgemeinärzte, aber auch andere einschließlich Zahnärzten, die sehr viel an den Ängsten ihrer Patienten tun könnten, durch die allzuoft Behandlungen blockiert werden.

All dies hat offenbar dazu geführt, daß die EntspannungsBrücken nicht in größerem Maßstab angewendet wurden, wobei grundsätzlich dieselben Mechanismen auch auf die paramedizinischen Berufe und in gewisser Weise sogar auf die wenigen Psychologen im Gesundheitssystem zutreffen, die eine so einfache Sache möglicherweise schwer akzeptieren können, wo sie selbst mit sehr kömplexen Programmen arbeiten. Auf der anderen Seite gibt  es ermutigende Einzelfälle von oftmals spektakulären Wirkungen, die inzwischen in ausreichenden Zahlen vorhanden sind, um breitere Anwendungen der Methode zu rechtfertigen, deren praktische Seiten im Folgenden erklärt werden sollen.

 

 

4. Die EntspannungsBrücken einführen

Im Gesundheitswesen werden es Ärzte und weitere Mitarbeiter der Gesundheitssorge sein, die die ConSenT-Methode empfehlen oder verordnen. ... Es sollte gesehen werden, daß die massiven und unmittelbaren Wirkungen, die vor allem von der Sanften Brille ausgehen, von vielen als große Veränderung wahrgenommen werden. In jedem Falle wird es hilfreich sein, die Brille zu demonstrieren, deren Effekte ohne eigene Erfahrungen kaum vorstellbar sind. Wenn PatientInnen diese demonstriert bekommen haben – möglicherweise mit einer kurzen Instruktion, wie auf der Demonstrationscassette von 5 Minuten Dauer –, wird ihnen dies nicht nur ermöglichen zu entscheiden, ob sie damit arbeiten wollen oder nicht, sondern auch, welche Art von Brille und Cassetten ihnen am meisten zusagt. In vielen Fällen wird sogar eine solche kurze Demonstration zu ersten Entspannungserfahrungen führen.

Wenn die Entspannungsmethode akzeptiert ist, kann sie angewendet werden – möglicherweise sofort unter Nutzung von Wartezeit und dergleichen –

1          als eine generell hilfreiche Weise der Bewältigung von Alltagsstress,

2          als unterstützendes Mittel zu einer aktuellen Behandlung oder

3          als integraler Bestandteil einer Langzeitbehandlung,

4          möglicherweise sogar als Mittel in der akuten Situation zur symptomatischen Erleichterung.

Es wird viel vom Arzt–Patient Verhältnis oder auch vom aktuellen Kontakt mit der Patientin oder dem Patienten abhängen, aber gleichzeitig auch von der Fähigkeit des Arztes oder der HelferInnen, dies als Möglichkeit anzubieten weder in einer autoritären, druckausübenden Weise noch unsicher und zweifelerregend. Dies wiederum wird auch zusammenhängen mit eigenen Erfahrungen mit der Entspannung, die den Maßstab dafür abgeben werden, wie weit die Möglichkeiten der Methode im Einzelfall genutzt werden.

Die EntspannungsBrücken sind gut in Gruppen zu realisieren mit der gegenseitigen Unterstützung, die Gruppen üblicherweise geben, wobei andererseits die Sanfte Brille die Aufmerksamkeit auf die eigene Person richtet und die üblichen Prozesse von Vergleich oder gar Wettbewerb ausschaltet. In solch einer Situation werden sich sehr bald "Herzen und Zungen" öffnen, wobei die Kommunikation über eigene Konflikte und Probleme, die mit der Gesundheit zusammenhängen, erleichtert wird.

 

 

5. Die EntspannungsBrücken nutzen

Über das schnelle Erreichen von Entspannung hinaus ist  auf der Benutzerseite die große individuelle Variabilität hervorzuheben sowohl hinsichtlich des Materials als auch hinsichltich der Zeiten und Häufigkeit der Anwendung.

Hinsichtlich des Materials gibt es drei Arten von Sanften Brillen:

–          der Standardtyp, der dazu gemacht ist Augen und Gesicht angenehm zu bedecken,

–          ein Modell, das die Augen nicht berührt dadurch, daß die Augenpartie nach außen gewölbt ist, das oft von MigränepatientInnen bevorzugt wird,

–          Sanfte Brillen aus Seide, teuer, sehr leicht, die ein Gefühl des "entspannten Schwebens" hervorrufen, in transparenten Farben oder, besonders für MigränepatientInnen, in Schwarz.

...

Eine weitere Variationsmöglichkeit, die sich mit der Methode verträgt, liegt in der Bedeutung, die Individuen der Entspannung zumessen, die innerhalb des Lebenslaufs in erheblichem Maße wechseln kann. Gerade diese möglichen Veränderungen – die mit Umständen, mit individuellen Entwicklungen, mit Gesundheitszuständen zu tun haben – lassen so oft andere Entspannungsmethoden mit der Zeit unwirksam werden, die Kontinuität der Übung oder gar generelle Veränderungen in der Lebensorientierung erfordern. Dies ist manchen Menschen möglich, den meisten aber nicht.

Bezüglich der EntspannungsBrücken ist es ohne weiteres akzeptabel, daß es grundsätzlich drei Arten gibt, sie zu praktizieren mit der Möglichkeit, von der einen zur anderen zu wechseln:

–          nur im Notfall, d.h. vielleicht über lange Zeiten gar nicht,

–          einfach so, wie die Notwendigkeit empfunden wird: beispielsweise, um bestimmte Situationen besser zu meistern,

–          regelmäßig: vielleicht, um eine chronische Krankheit besser unter Kontrolle zu haben.

Es sollte nur sichergestellt sein, daß die Entspannung als Möglichkeit nicht ganz in Vergessenheit gerät. Das Entspannungsmaterial zu Gesicht zu bekommen, kann an die Entspannung erinnern.

Normal begabte und entwickelte Kinder können ab etwa zehn Jahren mit den Standardcassetten entspannen, die Sanfte Brille ist bei Kindern ab vier bis fünf Jahren sehr beliebt. Schlafstörungen wie auch Kopfschmerzen bei Kindern lassen sich erfolgreich mit der Brille behandeln, wobei diese darin etwas eigenes finden, womit sie sich selbst regulieren können. Senioren finden in der Sanften Brille ein Mittel, mit dem sie sich entweder in Schlaf oder Entspannung zurückziehen können oder Energie finden können, um aktiv zu sein und so die deprimierende Situation des "weder-noch" zu vermeiden.

Für Eltern kann die Brille ein gutes Signal zu Kindern sein, einmal in Ruhe gelassen zu werden. Was als Nachteil der Brille angesehen werden kann – daß  andere sehen, wenn man entspannt –, ist also oft ein Vorteil insoweit, als es die Situation klärt.

....

 

Anschrift des Verfassers: Prof. W.-P. Möllmann, Dipl.-Psych.,

Fachhochschule Niederrhein, FB Sozialwesen,

Richard-Wagner-Str. 101, 41065 Mönchengladbach, Tel. (02161) 186-622

priv.: Hoserkirchweg 168, 41747 Viersen, Tel. (02162) 29561.

 



     [1] Deutsche Fassung eines englischen Vortragsmanuskriptes "EASY - Relaxation" für das Symposion "Hipnosis medica" im Rahmen des 1. Kongresses für Biologische Medizin, Valencia (Spanien), 23.-26.6.1994.

     [2] Der englische Name EASY - Relaxation bedeutet entsprechend "Eyemask and Audio-Cassette SYstem - Relaxation.

     [3] Anmerkung im deutschen Text: Im Folgenden wird nicht strikt geschieden zwischen Entspannung und Hypnose, was von der Sache her – v. a. neurophysiologisch gesehen – rechtfertigt. Das Verfahren ist hinsichtlich seiner Anwendungsmöglichkeiten und Wirkungen, wie im Folgenden darzulegen sein wird, beidem zuzuordnen, so daß die Frage der Benennung eher opportunistisch zu lösen sein wird. Denn die Wirkmöglichkeiten entsprechen eher der Hypnose, die Anwendbarkeit eher den Entspannungsverfahren: Der Begriff der Hypnose ist jedoch mit mehr Konnotationen fachlicher Spezialisierung und Exklusivität behaftet .




2015 ... Karikaturistin Dipl. Soz. päd. Sylvia Voß mit unserem Ehrenmitglied

Als ein Programmhighlight unserer Fachtung konnten sich die TeilnehmerInnen von Karikaturistin » Dipl. Soz.päd. Sylvia Voß zeichnen lassen.

unser Ehrenmitglied Dipl. Soziologe Marc Auguste und die Karikaturistin Dipl. Soz. päd. Sylvia Voß
unser Ehrenmitglied Dipl. Soziologe Marc Auguste und die Karikaturistin Dipl. Soz. päd. Sylvia Voß

unser Ehrenmitglied Dipl. Soziologe Marc Auguste und die Karikaturistin Dipl. Soz. päd. Sylvia Voß


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